Page 5 - Kaienhauszeitung 02 / 19
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Editorial




       Allegra liebe Leserinnen und Leser
       («Allegra» ist rätoromanisch und bedeutet «Freue dich»).

       Klagen wir also nicht und freuen uns an den warmen Sommertagen. Erst recht, wenn
       wir uns im kühlen See erfrischen können. Viele tun dies in der Badhütte und für ei-
       nige ist das Baden in der Badhütte schlechthin der Inbegriff von Sommerzeit.
       Folgend einige historische Informationen:

       Die Badeanstalt von Rorschach entstand zwischen 1923 und 24 nach Plänen des Architekten
       Karl Köpplin. Die Form richtet sich noch nach den geschlossenen Kastenbädern des 19. Jahrhun-
       derts. Allerdings grenzen gegen den See hin nicht mehr Kabinenreihen den Blick ein: breite Liege-
       flächen laden ein zum Sonnenbaden.
       Die Hütten tragen mächtige Dächer; der Eingangstrakt mit der Zugangsbrücke ist ein separierter
       Gebäudeteil, wo heute Tische und Bänke der Gastronomie zum Essen einladen.
       Lange wurde auch in diesem Bad nach Geschlechtern getrennt gebadet. Noch heute ist der Eingang
       links von der Kasse mit «Männerbad» beschildert, rechts gehts ins «Frauenbad». Die Anlage ist
       das einzig verbliebene Bauwerk seiner Art am Schweizer Bodenseeufer. Sicherlich ein Touristen-
       magnet, aber auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt.
       Die historische Badanlage ist im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von regionaler Bedeu-
       tung (B-Objekte) gelistet. Im Büchlein «Die schönsten Bäder der Schweiz» des Schweizer Hei-
       matschutz fehlt die Rorschacher Badeanstalt in der Ausgabe von 2012, die Badhütte war aber
       in der vorherigen Ausgabe (2000) bereits vorgestellt worden. 2010 wurde die Badhütte von der
       Schweizer Illustrierten zu einer der drei schönsten Schweizer Badis erkoren.
       Zwischen der Badhütte Rorschach und dem Römus-Seebad in Lindau besteht eine Partnerschaft.
       Beide gelten als erhaltenswerte Schmuckstücke. Die Jahresabos des einen Bades sollen auch beim
       anderen Gültigkeit besitzen.

       ...und Richard Lehner, Autor des Buches «Badhütte Rorschach – Geschichten über
       dem Wasser» schreibt:
       Die Badhütte aus dem Jahr 1924 ist das einzig verbliebene Bauwerk seiner Art am Schweizer Bo-
       denseeufer. Andernorts in der Schweiz und im Ausland werden die Seebadanstalten und nostalgi-
       schen Seebäder gehegt und gepflegt und – im Gegensatz zur Badhütte – unter Schutz gestellt!
       Sie sind nicht nur Touristenattraktionen, sondern bleiben wichtige Treffpunkte für die einheimi-
       sche Bevölkerung. Bäder sind Saisonbetriebe. Sie rentieren nicht im fiskalischen Sinn, sondern
       üben eine unschätzbare soziale und gesellschaftliche Funktion aus. Tragen wir deshalb Sorge zur
       Badhütte Rorschach.

       Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen schönen aber nicht all zu heissen Som-
       mer.
                                                                 BERG FREI ARMINIO

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