Page 11 - mitenand 02/2025
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Die Antwort der „Rubrik Mundart“ auf meine Anfrage bei Radio DRS 1


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        VM-Mundart Flurname «Kaien»
        Hüt gaats da i de Mundartrubrik um en Fluername, wo vor allem i de Nordoschtschwiiz
        zimmli hüüffig vorchunnt, nämli «Kaie». Euse Hörer Armin Ludescher us Pontresina hät
        sich nach dem Fluername erchundiget – ihm sig ufgfalle, dass es zum Biispiil im Kanton
        Appizäll Usserrhode oberhalb vo Heide, bi Rehetobel grad mehreri Fluernäme git, wo das
        «Kaie» drin vorchunnt. Vo eusne Experte wett er wüsse, was es dademit uf sich hät – und
        de Simon Lüthold us de Mundartredaktion hät d Antwort.

        Kchaie, Rotchaie, s Chaietobel oder de Chaiespitz - die ligged all im Umchreis vones paar
        wenige Kilometer öschtlich vo Rehetobel. Und de Fluername «Kchaie» oder «Chaie», wo
        mer uf de Landcharte als «Kaien» findt, chunnt deet umenand sogar grad mehrfach vor.

        Erchläre chamer de Name rächt eifach. Es steckt nämli es alts Wort us em
        Mittelhochdütsche drin: das «gehei». S Wörterbuech beschriibt das als «gehegter Wald».
        Mer kännt dä de Usdruck us de Redensart «hegen und pflegen». Und «gehegt» heisst nüt
        anders, als dass öper en Haag rund um es Stuck Land ufgstellt hät. Es «gehei» isch also
        ursprünglich eifach e Bezeichnig gsii für es Stuck Wald mit eme Haag rundume.

        D Variante «Gchai» isch eifach d Oschtschwiizer Luutig vo «gehei». z Züri und wiiter im
        Weschte seit mer «es Ghei» oder es «Kchei» mit «ey» am Schluss – und wiiter im Oschte
        «es Ghai», «es Gchai» oder ebe als Ortsbezeichnig «im Chaie». All die Fluernäme
        rundume, aso Usserchaie, Rotchaie, Chaiespitz und so wiiter, sind Zämesetzige und
        heissed entsprächend «Spitzige Berg bime Ort wo Chaie heisst», oder «Ort mit rotem
        Bode bimene Ort zue, wo Chaie heisst» und so wiiter.

        Wills i däre Region, wo de Armin Ludescher denaa gfrägt hät, grad mehreri «Chaie» git,
        chamer aber nöd gnau säge, uf wele «Chaie» sich jedi einzelni Ableitig bezieht. Aber was
        uuffallt: So «Chaie»-Näme gits nume i de Nordoschtschwiiz. Und jetz wüsse mer au,
        wieso: Nume i de Oschtschwiiz spricht mer das Wort «Ghei» so uus. Tatsächlich chunnt
        de Fluername andersch gluutet au im Rescht vo de Schwiiz vor: Zum Biispiil gits im
        Kanton Züri mehreri «Ghei», au eis bi Oberdorf im Kanton Solothurn, eis z Baselland und
        mehreri im Kanton Bern.
        Dehinder steckt immer s Gliiche, ebe es Waldstuck mit Haag rundume – nume füert di
        ander Luutig i de verschidene Regione dezue, dass de Name uf de Landcharte andersch
        gschribe isch.


        De Simon Lüthold isch das gsii zum Fluername «Kaie».

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